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Ein PPV besteht aus so vielen Elementen und in der Erläuterung der letzten acht Matches sollte klar geworden sein, welchen immensen Stellenwert Attribute haben wie der Opener, Gimmicks, die Midcard, Showstealer, Legenden oder Phänomene. Alles in einer speziellen Note und der ganz bestimmten Mischung macht den PPV.
Doch den einen, den wichtigsten - den Nummer-1-Wert eines Wrestlingspektakels, hatten wir noch nicht. Er entscheidet letzten Endes über Erfolg und Mißerfolg einer Show, denn er headlined ihn, er verkauft ihn, er steht im Mittelpunkt der Show, er beendet die Show: Der Main Event. "Bam Bam Bigelow vs. Lawrence Taylor" oder "the Undertaker vs. the Dudley" sind da wohl eben so miserable Beispiele wie auch "Diesel vs. Mabel" oder "Mark Henry vs. Kurt Angle". Würde ich diesen Negativmerkmalen jedoch die Paradebeispiele entgegenstellen, schriebe ich wohl besser eine eigene Reihe, als die nächsten 20 Nächte damit zu verbringen, diesen Absatz zu vervollständigen.
Der Main Event IST die Show. Vom Aufbau, von der Geschichte, der Intensität, der Spannung und natürlich auch von der Athletik sollte der Main Event nicht nur Hauptmatch sondern gleichbedeutend auch die Hauptattraktion einer Show sein.
Mit der Macht, eine Show jenseits aller weltlichen Grenzen zu formulieren - welches Match würde wohl dieses Kriterium erfüllen? Den gemeinen Wrestlingfan muss ich bitterlich enttäuschen, denn eine Überraschung kann es an dieser Stelle nicht geben. Denn nichts, aber auch wirklich gar nichts, schrie in diesem Jahrtausend mehr nach dieser Position als das "Dream Match" der Moderne - das Aufeinandertreffen, dass wir niemals in der Realität sehen werden - das Match zwischen dem Besten, den es gab, gibt und jemals geben wird - und dem einzigen Mann, der ihm diesen Namen tatsächlich hätte streitig machen können.
Die Stars und ihre Zeit
Niemand hätte diesen Aufstieg erwartet, als sich Kurt Angle zum ersten Mal bei World Wrestling Entertainment präsentierte. Sein Gimmick war zwar erfrischend, seine Skills hervorragend und sein Push konsequent - aber, dass aus Angle der wohl größe Wrestler der Neuzeit werden würde, vermutete ich zumindest in der damaligen Zeit nicht im Ansatz. Was Angle anfasste wurde zu Gold. Er war der erste und bisher auch einzige olympische Goldmedaillengewinner in McMahonland und hatte somit einen gewissen Vorschuss an Relevanz, dem es erstmal galt, gerecht zu werden. Innerhalb kürzester Zeit holte sich Kurt Angle dann sämtliche Einzeltitel, die es in der Liga zu erringen hab, inklusive des WWE Titles. Sein Micwork trieb jedwede Fehde voran, seine "Three I's" wurden zum Leitspruch seines Erfolges. Intelligence, Integrity, Intensity. Jede Promo von Kurt Angle versetzte das Publikum in Ekstase - dabei war Angle stets Heel und das Publikum liebte es, ihn zu hassen. Obwohl er für alles Stand, was der Amerikaner liebte, verkaufte man Angle konsequent als arroganten Bösewicht und brachte somit all seine Fehden zum gewünschten Erfolg. Das war seine beste Zeit, die Zeit vor seinem ersten Face-Turn, die Zeit der gigantischen Benoit-Matches, fernab der Glatze und der Invitationals. Dieser Kurt Angle war stark, er war glaubwürdig und er war der absolut Beste, den es zu dieser Zeit gab.
Und das wo doch ein ganz anderer behauptete der Beste zu sein. Und das nicht nur zu dieser Zeit, sondern auch in der Zeit davor und danach, auf ewig. Bret "the Hitman" Hart gehörten die 90er. Er war der Hogan der Moderne, mit dem feinen Unterschied wrestlen zu können. Bret Hart war ein genialer Heel, aber als Face der Mittneunziger brillierte er wie in keiner anderen Rolle. Wenn mich jemand fragt, an welche Zeit des Hitman ich am liebsten zurückerinnere, dann befinde ich mich im Jahr 1993, rund um WrestleMania X herum. Bret gewann zusammen mit Lex Luger den Royal Rumble, hatte aber gar keine Zeit sich wirklich um seinen WM-Main-Event gegen Yokozuna vorzubereiten, weil er in einer erbitterten Fehde mit seinem kleinen Bruder Owen steckte, der ihn wenige Monate zuvor bei der Survivor Series betrog. Bret war ein Face mit Ecken und Kanten. Er war nicht dieser Standard-Dulli wie Rocky Maivia oder Bob Holly, die lachend in die Halle flipsten und die Zuschauer abklatschten. Er war straight, konzentriert, geprägt von Ehre und dem Willen zu Siegen. Diese Zeit - an diese Zeit denke ich, wenn man mich fragt, wann der Hitman am Besten war.
Das Match die Motivation
Anmaßend wäre zu behaupten, dieser geniale Einfall eines Matches zwischen Kurt Angle und Bret Hart sei meinem kranken Hirn entsprungen. Ich bin mir sehr sicher, dass unter den Spielregeln dieses Fantasie-PPVs ein nicht zu verachtender Teil der Wrestlinggemeinde zu diesem Main Event gekommen wäre - und noch viel mehr: Selbst Angle und der Hitman sprachen beide voneinander, als man sie fragte, wer ihr Traumgegener sei. Warum dieser Hype? Warum diese Einigkeit? Bret Hart und Kurt Angle waren zu ihrer Zeit die Versinnbildlichung dessen, was der Fan am Sports-Entertainment liebte. Sie waren die Fleischwerdung des Sports, der Show, der Mentalität. Die Idee, diese beiden Ikonen in einem Ring zu vereinen verspricht in erster Linie genau eines: Ein Wrestling-Match. Ein Wrestling-Match der Superlative. Bret Hart war Wrestling. Kurt Angle war Wrestling. Sie beide zusammen in einem Ring, gegeneinander, wäre wie Beethoven, Elvis, die Beatles und AC/DC zusammen auf einer Bühne. Eigentlich hätte es diesen Kampf geben müssen, eigentlich war man den Fans diesen Kampf schuldig - das Weitergeben des Staffelstabes. Flair gab ihn Hart und dieser hätte ihn Angle geben sollen. Der Durst nach dem, was eigentlich hätte passieren müssen, hat dieses Match in den Köpfen vieler an solch eine Position befördert. Diesen Durst verspüre auch ich - ungestillt bis heute.
Die Vision
Das Geniale am Aufeinandertreffen der beiden wäre, dass es keiner weiteren Erläuterung bedürfen würde. Das Bookin-Team der austragenden Liga müsste dem Publikum keine Erklärung dafür liefern, die beiden gegeneinander antreten zu lassen. Und genau so würde ich es machen. Kurt Angle und Bret Hart begegnen sich, betrachten sich, begutachten sich respektvoll bis der Hitman dann sagt: "WrestleMania.", Angle nickt und die beiden mit einem Handshake auseinander gehen. Das ist meine Vision eines Matches. Das ist meine Vision dessen, was meinen Bruce-Allmächtig-Pay-Per-View headlinen würde, was Ausdruck dessen ist, wofür diese Idee gebohren war. Und anders als in den anderen Matches ende ich mit dieser Vision, ungeklärt wer denn siegen würde. Denn solange diese Frage nicht geklärt ist, so lange gibt es diesen Kampf - und wird damit unsterblich. Kurt Angle vs. Bret "Hitman" Hart - der Abschluss meiner Show.
Das war ein Versuch. Ich bin zufrieden.
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